07.01.2017, Neujahrskonzert der Rheinischen Philharmonie, Boppard Stadthalle

Blitzeis war angesagt und Glatteis und alles, was einem Autofahrer keinen Spaß macht. Und ausgerechnet dieses Jahr lautete das Konzertmotto „Neujahrsgrüße vom Broadway“ – also Musical, da habe ich hin müssen, nachher spielen die was aus Les Mis und ich bin nicht da! Zwar hätte es noch einen Ausweichtermin am 09.01. in Mayen gegeben, aber wer weiß, wie´s Wetter dan gewesen wäre und obs noch Karten gegeben hätte? Ich musste also nach Boppard, komme, was wolle!
Wenns wirklich ganz hart gekommen wäre, hätte ich mich eben von Hotel zu Hotel durchgefragt, ob irgendwo auf die Schnelle und spontan nachts um 22h noch ein Zimmer frei wäre.

Es war wirklich etwas glatt, als ich aus dem Haus bin und mein Auto war von einer so hartnäckigen Eisschicht überzogen, dass die Nachbarin nach ner viertel Stunde raus kam und mir was zum übers Eis kippen gab. Was allerdings wenig hilfreich war, denn 1. hatte ich die Scheiben schon gut mit Entfrosterspray besprüht und es half nix und 2. handelte es sich bei ihrem „Wundermittel“ um Frotschutzmittel für die Scheibenwaschanlage.

Nachdem die Scheibe also einigermaßen frei war und ich die Autos in den umliegenden Straßen beobachtet hatte – die den Witterungsbedingungen entsprechend normal fuhren – dachte ich mir, ich probier mal, wie weit ich komme. Als ich bei mir aus der zugeschneiten Sackgasse raus war, bot sich mir ein anderes Bild (Straße einigermaßen frei) und da auch beim Bremsen nix auscherte, stand fest: ich fahre.
Die flächendeckende Nässe der Straßen machten mir zwar Sorgen – wenn das gefriert, weiowei – aber vollt habe ich ja Glück und es hält sich bis 22.30h?

Die Fahrt runter nach Boppard verlief dann auch ganz normal und da ich zeitig an war, fand ich einen Parkplatz direkt vor der Stadthalle. Draußen kurzer Glättetest: joa, ist ok, das winzige bisschen Glätte liegt an der Oberfläche des nassen Kopfsteinpflasters. 😉 Da im Foyer der Halle noch keine Leute standen, ging ich zum Penny Markt um mich aufzuwärmen – das war das einzige, was im Winterschlaf haltenden Boppard samstags um 18.40h geöffnet hatte. Auch auf dem kurzen Weg bis zum Penny und zurück war von Glatteis zum Glück nichts zu merken.

So langsam aber sicher kamen dann die Leute zur Halle und das Foyer füllte sich. Als dann gegen 19h die Saaltüren geöffnet wurde, war ich gespannt, ob man von meinem Platz arg hoch zur Bühne gucken muss, denn anders als in den Jahren zuvor, war ich diesesmal früh dran mit dem Kartenkauf und hatte mir den Platz am Gang in der 5. Reihe ausgesucht. Wie sich später heraus stellte, wären vllt 1-2, u.U. auch 3 Reihen weiter nach hinten auch noch ok gewesen, denn die hinteren Orchesterreihen sah ich von meinem Platz aus nicht. Dann testen wir nächstes Jahr mal Reihe 7 oder 8.
Als ich im Foyer das Programmheft in Form eines DIN A4 Blattes sah, galt mein erster Blick natürlich den einzelnen Musicals, wird was aus Les Mis dabei sein? *Aufregung, Trommelwirbel* JA! „Sterne“, das Lied, in dem Javert bei den Sternen schwört, dass er nicht aufgibt, bis er Valjean verhaftet hat, stand auf dem Programm. Ich gebe zu, im ersten Moment wusste ich nicht um welches Lied es sich handelt und hätte mir ein anderes gewünscht. Aber bei der späteren Darbietung wisch alle „Enttäuschung“ (wobei das übertrieben ist, so schlimm wars nicht) dem Wechselbad der Gefühle, welches mich jedesmal überkommt, sobald auch nur eine Melodie aus Les Mis erklingt. Ich liebe dieses Musical! Pünktlich um halb 8 begrüßte der Intendant des Koblenzer Theaters, Markus Dietze, dann die anwesenden Zuschauer und beglückwünschte sie dazu, dass sie es gerade noch rechtzeitig nach Boppard geschafft hätten, denn draußen sei es ein bisschen glatt. Toll, das machte mir Mut für den Heimweg…

Das Programm war wie immer aufgeteilt in einzelne Stücke, die vom Intendanten wie immer in kurzweiliger, humoristischen Ansage beschrieben wurden. Dabei erklärte er u.a. auch, dass es gar nicht so einfach sein, so ein Musical Konzert zusammen zu stellen, da es da sowohl in GB als auch in Amerika diverse Rechte gibt, sodass der ein oder andere vermutlich das ein oder andere Musical vermisst. Manche Sachen dürften gar nicht gespielt werden,  manche evtl., aber nur in amerikanischen Hollywoodproduktionen und andere wiederum nur bei entsprechender Größe des Austragungsortes bzw. des Orchesters usw. usw. 

Gesanglich unterstützt wurde das Orchester von Monika Maria Staszak und Adrian Becker.  Und anders als bei der „West Side Story“ eine Woche zuvor, hätte ich mir an diesem Abend weniger Gesang gewünscht. Ich glaube, bis auf 2 Lieder war überall Gesang dabei. Das war bei den bisherigen Neujahrskonzerten soweit ich mich erinnere, nicht der Fall, aber bei Musicalmelodien kommt man wohl nicht drum herum.           Nach 1h war Pause und mit einem bangen Blick durch die Glasfenster im Foyer erkannte ich, dass es draußen immer noch so aussah, wie vorher. Das Blitz- und Glatteis schien sich zu beherrschen. 

Im zweiten Teil der tollen Darbietung gab es dann auch noch was aus dem Phantom der Oper. Es wäre mir also einiges entgangen, wenn ich nicht hin gefahren wäre.

Die Zugabe kündigte Markus Dietze mit den Worten an, man könne solange klatschen wie man wolle, es würde nur bei diesem einen Stück bleiben. Man könne gerne so lange in der Halle bleiben, bis das Blitzeis geschmolzen und getaut sei, aber mehr Musik gäbe es nicht. Wieder der Hinweis auf Eis…

Als das Konzert dann um 22h zu Ende war, bibberte ich dem entgegen, was mich nun draußen erwarten würde. Käme ich heim, wenn ja wie? Wo würde ich die Nacht verbringen müssen? Ende gut, alles gut: es war nicht glatter wie zuvor und ich konnte ganz normal, mit angepasster Fahrweise den Heimweg antreten. Was hätte ich mich geärgert, wenn ich zu Hause geblieben wäre! 

Das Programm sah wie folgt aus:

Ouvertüre und „Mascara“ aus „La Cage aux Folles“ von Jerry Herman (Gesang bei Mascara von Adrian Becker)

„I got Rhythm“ aus „Girl Crazy“ von George Gershwin  (Monika Maria Staszak)

Ouvertüre und „Wunderbar“ aus „Kiss me, Kate“ von Cole Poster  (Duett?)

„Am Schießeisen beißt keiner an“ aus „Annie get your Gun“ von Irving Berlin (Staszak)

„Sterne“ aus „Les Misérables“ von Claude-Michel Schönberg  (Becker)

„Jellicle Ball“ und „Memory“ aus „Cats“ von Andrew Lloyd Webber  (Staszak bei Memory)

„Ich bin, was ich bin“ aus „La cage aux Folles“ (Becker)

**Pause**

Ouvertüre und „Were Thin that special face“ aus „Kiss me, Kate“ (Becker?)

„With one look“ (Becker) und „Sunset Boulevard“ (Staszak) aus „Sunset Boulevard“ von Andrew Lloyd Webber 

Konzertouvertüre aus „West Side Story“ von Leonhard Bernstein 

„All I ask of You“ aus „Das Phantom der Oper“ von Andrew Lloyd Webber  (Becker oder Duett)

Ouvertüre zu „Chitty Chitty Bang Bang“ von Richard M. und Robert B. Sherman 

„Cabaret“ aus „Cabaret“ von John Kander  (Duett?)

Zugabe: „There’s no Business, like Showbusiness“ aus „Annie get your Gun“ (Duett)


Hinterlasse einen Kommentar